Liebe Leserin, lieber Leser,
„In den Herzen ist’s warm, still schweigt Kummer und Harm …“ So klingt es dieser Tage über den Göttinger Weihnachtsmarkt. Das Adventslied „Leise rieselt der Schnee“ besingt den Kontrast zwischen der Winterkälte draußen vor der Tür und der Herzenswärme, die durch die Freude auf das Christkind entsteht. Diese kindliche Sorglosigkeit versuchen wir alle Jahre wieder zu erzeugen, wenn wir uns mit einem Punsch innerlich wärmen und dabei die kalten Füße vergessen, wenn wir warmes Kerzenlicht in der Dunkelheit entzünden, wenn wir unsere Kirchen heimelig schmücken und mit warmen Decken, Worten und Liedern gegen die Kälte in der Kirchenbank angehen.
In diesem Heft beleuchten wir die Wärme aus verschiedenen Blickwinkeln: Die Gegenwart Gottes auf der Erde wird schon in der Bibel mit der Hitze eines brennenden Feuers und mit dem Gefühl der Geborgenheit verbunden, das macht Angelika Ohlemacher deutlich. Martin Dillmann wirft einen Blick auf die Ambivalenz von Wärme, Hitze, Erfrischung und Kälte im menschlichen Miteinander. Ob die Wärme im Herzen der organische Grund für warme Gefühle ist, beantwortet Friedrich Schöndube aus der Perspektive eines Herzchirurgen. Was Wärme mit einer ausgelassenen Party zu tun hat, zeigt uns der Physiker Patrick May.
Die wohlige Wärme, nach der wir uns sehnen, steht im Kontrast zu dem, was draußen los ist: frierende Menschen in Flüchtlingslagern und auf der Straße, Kriege, in denen tödliches Feuer vom Himmel fällt, überhitzte Köpfe in der Politik. „… Sorge des Lebens verhallt, freue dich `s Christkind kommt bald.“ Diese Zeile klingt da wie eine Illusion. Um sie wirklich werden zu lassen, hilft vielleicht die Erkenntnis einiger Artikel in diesem Heft: Herzenswärme entfaltet ihre Kraft, wenn sie weitergegeben und zum Motor eines guten Miteinanders, zur Barmherzigkeit, wird. Wie können wir das einüben? Probieren Sie es am besten mithilfe unserer neuen Rubrik „Bewegte Seite“ aus.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Dr. Anna-Maria Klassen
Dr. Anna-Maria Klassen